Konzert

07. SEPTEMBER 2018
20 UHR — 18 EURO

Friedrich Gauwerky (D) : Violoncello
Daan Vandevalle (B) : Klavier

07. SEPT. 2018 — 20 UHR — 18 EURO

Konzert

Friedrich Gauwerky (D) : Violoncello
Daan Vandevalle (B) : Klavier

Bernd Alois Zimmermann: « intercommunicatione per violoncello e pianoforte » 1967
Christopher Fox: « chant suspendu » Version für Cello und Kavier 1997/98
John Cage: « Études Boreales Nr. III and IV for Cello solo and Piano solo » 1978

Anton Webern: „Drei kleine Stücke” Op.11, 1914 mässige Achtel — sehr bewegt — äusserst ruhig
Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier und Violoncello D–Dur, op. 102, 1820 

Ausgangspunkt des Programms ist das Werk « intercommunicatione per violoncello e pianoforte » von Bernd Alois Zimmermann, der am 20.3.2018 100 Jahre alt geworden wäre. In diesem Werk macht Zimmermann seine These von der grundsätzlichen Unvereinbarkeit von Cello und Klavier zu einem ästhetischen Konzept des Werkes selbst: beide Instrumente tun das, was sie vielleicht am besten können, das Cello hält lange Noten (mit der Anmerkung des Komponisten „stets unhörbarer Bogenwechsel”!) und das Klavier ergeht sich über weite Strecken im Akkordischen. Als Beweis für seine These der grundsätzlichen kammermusikalischen Unvereinbarkeit zieht Zimmermann die 5. Sonate für Klavier und Violoncello von Beethoven heran, die am Ende des Programms steht: das Cello darf zwar singen im tief emotionalen 2. Satz des Werkes, ansonsten ist es zumeist strikt eingebunden in die oft akkordische Klaviertextur und hat im strengen Allegro fugato - Schlusssatz lediglich eine der verschiedenen Fugenstimmen zu spielen.

Auch der Komponist Christopher Fox beschäftigt sich mit der Frage des Verhältnisses dieser beiden Instrumente. In seinem für Gauwerky in den Jahren 1997/98 geschriebenen « chant suspendu » bewegen sich beide Instrumente weitgehend unabhängig voneinander, Koordination ist möglich, aber nach Fox‘ Vorgabe nicht zwingend nötig, es kann gemeinsam angefangen werden, der Einsatz kann aber auch sukzessiv erfolgen und das Werk dann entsprechend versetzt gespielt werden. Dabei spielt das skordatierte Cello durchweg langangelegte Doppelgriff-Passagen, während das Klavier schnelle virtuose Tonfolgen in rhythmisch komplizierter Abfolge in beiden Händen zu spielen hat.

Am Extremsten ist das Auseinanderdriften der beiden Instrumente in diesem Programmm bei dem Werk von John Cage: das Cello spielt zumeist langangehaltene Melodien in Mikrotonaler Struktur, zumeist mit kahlem, vibratolosem Klangcharakter, während das Klavier überwiegend wie ein Schlagzeuger mit verschiedenen Schlägeln schlagzeugähnliche Aktionen im Klavier ausführt: dissoziierter ist das kammermusikalische Verhältnis dieser beiden Instrumente kaum vorstellbar.

Bei dem Werk von Anton Webern wird deutlich, dass dieser Komponist trotz der für die Zeit der Entstehung seiner „Drei kleine Stücke” op. 11, 1914 sehr kühn atonalen Klangsprache aus dem Ausdruckwillen der Romantik hervorgegangen ist. Vielleicht ist in diesem Werk des Programms der Versuch des traditionellen Ineinandergreifens und gegenseitigem Verwebens am stärksten vertreten.

F.G., 9.11.2017